Grundsätze bei der Fütterung

Die Zusammenstellung der Futterration hat so zu erfolgen, dass entsprechend der Leistung, der Nährstoffbedarf und damit der Energiegehalt gedeckt werden. Das wird durch den Gehalt an Eiweiß (Protein), den Fetten und Kohlenhydraten gewährleistet. Für eine exaktere Beurteilung der Futterstoffe werden die Kohlenhydrate nochmals in stickstofffreie Extraktstoffe und Rohfaser unterschieden. Dabei ist die Verdaulichkeit der organischen Substanz ein entscheidendes Kriteriums. Die im Abschnitt "Futtermittel " angeführte biologische Wertigkeit des Eiweißes in den Futtermitteln kann für die Taube leistungsbegrenzend sein. Die biologische Wertigkeit des Eiweißes wird im wesentlichen durch den Gehalt an lebensnotwendigen (essentiellen) Aminosäuren bestimmt, wobei die Verdaulichkeit des Eiweißes berücksichtigt wird. Die organischen Hauptnährstoffe müssen somit ausschließlich über de angebotenen Nahrungsstoffe zugeführt werden. Synthetische Verbindungen haben bisher keine Bedeutung.

Anders hingegen muss die Versorgung mit anorganischen Stoffen (Wasser, Mineralien) und Wirkstoffe (Vitamine) gesehen werden. Diese Stoffe können über die Futtermittel nur selten voll gedeckt werden. Sport- bzw. Brieftauben bringen große Flugleistungen, daneben aber sind wie bei den anderen Tauben Fortpflanzungs- und Aufzuchtsleistungen zu erbringen. Die zusätzliche Zufuhr von Mineralien und Vitaminen ist deshalb für das Erreichen höchster Leistungen erforderlich. Zu diesem Zweck stehen Mineralstoff- und Wirkstoffmischungen zur Verfügung. Daneben sollten stets Marmorgrit bzw. Flint, Kieselsteinchen und lehmiger Sand angeboten werden. Der so genannten Muschelkalkgrit ist zur Zerkleinerung der Futterstoffe ungeeignet, weil dieser durch die Salzsäure des Magensaftes vollständig aufgelöst wird. Er kann lediglich zur Verbesserung des Kalzium-, Phosphor- und Magnesiumangebotes dienen. Marmorgrit und Kieselsteinchen dagegen werden selbst nach wochenlanger Verweildauer im Muskelmagen der Taube, aufgrund ihres Härtegrades nur wenig angegriffen. Sie sind damit für das Erreichen einer hohen Futterausnutzung unentbehrlich. Die Verdaulichkeit organischer Substanz wird ohne Magensteinchen um etwa 10 Prozent verringert. Fehlen sie über einen längeren Zeitraum, so bewirkt das eine Degeneration der Magenmuskulatur sind nicht nur für die Alttiere notwendig, sondern müssen auch von diesen an die Jungtiere weitergegeben werden. Die ungestörte Entwicklung der Nestjungen ist also wesentlich abhängig, von dem Steinchen- bzw. Gritangebot bei der Fütterung durch die Eltern.

Mineralstoffmischungen für Kleintiere sowie für Geflügel und Wirkstoffmischungen für Kleintiere können an Brieftauben verabreicht werden. In Ausnahmefällen kann den Tauben auch die Mineralstoffmischung für Schweine angeboten werden. Eine zusätzliche Gabe von Kochsalz ist im allgemeinen nicht notwendig.

Es gibt Sportfreunde, die Grit und Kochsalz geben und auf eine komplette Mineralstoffgabe verzichten. Es ist aber unbedingt zu beachten dass Salz dann ständig zur Verfügung steht und nicht nur periodisch angeboten wird. Dieser Grundsatz gilt übrigens auch für alle Mineralstoffmischungen, obwohl hier periodische bzw. zeitweilige Gaben von der Taube eher kompensiert werden und gesundheitlich weniger bedenklich sind. Erfolgt die Kochsalzgabe nur in bestimmten Zeitabständen, so können durch erhöhte Aufnahme Gesundheitsschäden hervorgerufen werden. Kochsalz und Grit sind keine optimale Mineralstoffversorgung. Es muss eine der genannten Mischungen dazu gegeben werden. Diese Mineralstoffmischungen müssen den Tauben beliebig zur Verfügung stehen. Sie nehmen dann nur soviel auf, wie sie entsprechend ihrer  Leistung benötigen. Besonders große Mengen werden zum Zeitpunkt der Eischalenbildung und während der Versorgung der Nestjungen aufgenommen.

Bestandteil

Mineralstoffmischungen (g/kg)

Wirkstoffmischung (g/kg)

für Kleintiere

für Geflügel

für Kleintiere

Kalzium 221,44 132,90 210,000
Phosphor 69,00 52,00 106,380
Natrium 57,53 46,00 58,00
Eisen 2,26 1,50  
Mangan 0,73 1,47 0,810
Kupfer 0,25 0,25 0,250
Zink 0,44 1,30 2,230
Jod - - 0,008
Selen - - 0,003
Kalziumphosphat - - -
Eisensulfat - - -
Kupfersulfat - - -
Mangansulfat - - -
Kobaltsulfat - - -
Aromatika - - -

Bei dem Mineralstoffgemisch für Kleintiere und bei Wirkstoffmischungen ist neben dem Kalziumgehalt der hohe Phosphoranteil zu erwähnen. Bekanntermaßen kommt dem Phosphor bei der Energieübertragung garantiert die Muskelarbeit. Eine Taube kann noch so viel Eiweiß, Fette, Kohlenhydrate und speziell Traubenzucker erhalten, bei Phosphormangel werden die Nährstoffe nicht effektiv ausgenutzt. Bisher wurden auch die Spurenelemente Mangan, Kupfer, Zink und Eisen unterschätzt. Bei den empfohlenen Mineralstoffmischungen wird auch ihr Bedarf gedeckt. Für eine ausreichende Vitaminversorgung muss natürlich in jedem Fall gesorgt sein.

Wichtige Vitamine werden durch Wirkstoffmischungen zugeführt. Das Vitamin A kann mit 100.000 I.E. und das Vitamin D3 mit 20.000 I.E. je g Wirkstoffmischung enthalten sein. Letztere kann auch Vitamin B12 in einer Menge von 1,5 mg enthalten. Durch den Gehalt an Futterhefe (15 Prozent) werden weitere Vitamine des B-komplexes und über das Hefeprotein wichtige Aminosäuren zugeführt. Hier sind besonders Lysin, Methionin, Tryptophan, Cystin, Leuzin, Threonin und Histidin zu nennen.

Gibt man gleichzeitig die Mineralstoffmischung für Kleintiere bzw. die für Geflügel und Lebertran zum Körnerfutter, so sind Wirkstoffmischungen als Vitaminlieferant zu ersetzen. Lebertran enthält besonders viel Vitamin A und D; daneben Vitamine der B-Gruppe. Besondere Anforderungen an die Tauben, seien es Haltungsbedingungen. Erkrankungen oder die Behandlung mit Medikamenten, können zusätzliche Gaben von Vitaminpräparaten erfordern. Hierzu wurden an Tauben Vitaminpräparate (A, D3, E, C), wässrig und in Drageeform, geprüft. Eine wässrige Variante mit den Vitaminen A, D3, E und C eignet sich vorzüglich zur Vitaminversorgung von Einzeltieren verwendet werden. Das wässrige Vitaminpräparat enthält 50.000 I.E. Vitamin A, 5.000 I.E. Vitamin D3, 30 mg Vitamin E und 100 mg Vitamin C je ml. Ein Vitamindragee (Summavit) enthält hingegen 1.000 I.E. Vitamin A, 250 I.E. Vitamin D2, 0,5 mg Vitamin B2, 0,5 mg Vitamin B6, 1 mg Vitamin B12, 2,5 mg Kalziumpanthotenat, 0,25 mg Vitamin C, 10 mg Nikotinsäureamid und 0,5 mg Vitamin E. Auf Anwendungsmöglichkeiten und Dosierungen für Wirkstoffmischungen und Vitaminpräparate wird in den speziellen Fütterungsbeispielen eingegangen.